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Rotes Kreuz in der MittePo, BSV, AsoHäftlingsnummerFeld KrankheitRIVFeld VerordnungKL/2 Musternummer Rückseite

Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Krankenkarte. In den Arolsen Archives haben sich vor allem Krankenkarten aus dem KZ Groß-Rosen erhalten. Diese sind vom Aufbau her immer gleich, können aber auf unterschiedlich farbigem Papier gedruckt sein. Vergleicht man die Karten, fallen kleine Unterschiede auf. Es gibt zum Beispiel Karten mit Angaben zu Überstellungen der Häftlinge in andere Lager. Manche Karten sind auch so ausführlich, dass die Rückseiten beschrieben sind, während andere nur eine Behandlung oder den Tod des Häftlings vermerken.

Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Krankenkarte. In den Arolsen Archives haben sich vor allem Krankenkarten aus dem KZ Groß-Rosen erhalten. Diese sind vom Aufbau her immer gleich, können aber auf unterschiedlich farbigem Papier gedruckt sein. Vergleicht man die Karten, fallen kleine Unterschiede auf. Es gibt zum Beispiel Karten mit Angaben zu Überstellungen der Häftlinge in andere Lager. Manche Karten sind auch so ausführlich, dass die Rückseiten beschrieben sind, während andere nur eine Behandlung oder den Tod des Häftlings vermerken.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Die meisten der in den Arolsen Archives erhaltenen Krankenkarten stammen aus dem KZ Groß-Rosen. Das KZ Groß-Rosen nahe Breslau im heutigen Polen bestand vom Sommer 1940 bis zu seiner Räumung im Februar 1945. Es war zunächst ein Außenlager von Sachsenhausen, in dem die Häftlinge für die SS-eigenen Deutschen Erd- und Steinwerke arbeiteten. Später wurden immer mehr polnische Häftlinge durch die Gestapo in Breslau und Reichenberg direkt in das Lager eingewiesen. Ab Mai 1941 wurde Groß-Rosen zum eigenständigen KZ mit ca. 100 Nebenlagern ausgebaut. Anfangs war es ein kleines Lager mit ca. 700 bis 1200 Häftlingen im Jahr 1941. Vor allem durch die zahlreichen Evakuierungstransporte aus weiter östlich gelegenen Lagern stieg diese Zahl aber ab Frühjahr 1944 extrem an. Im Januar 1945 waren fast 78.000 Menschen im KZ Groß-Rosen inhaftiert. In den viereinhalb Jahren seiner Existenz starben mehr als 40.000 der insgesamt 120.000 Häftlinge an den Folgen der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen.

    Im Krankenrevier von Groß-Rosen wurden Krankenkarten – laut Wirtschafts-Verwaltungshauptamt offiziell Krankheitskarteikarten – benutzt, um Häftlinge zu erfassen, die im Krankenbau aufgenommen worden waren. Vermutlich führten mehrere Häftlingsschreiber*innen die Krankenkarten in der Schreibstube des Reviers. Ob die Karten auf grünem, hellbraunem, grauem oder orangenem Papier gedruckt waren, hatte keine inhaltliche Bedeutung, sondern lässt sich durch den damals herrschenden Papiermangel erklären.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Die frühesten Krankenkarten, die im KZ Groß-Rosen benutzt wurden und heute in den Arolsen Archives bewahrt werden, sind im Jahr 1942 in der Druckerei Wilhelm Möller in Oranienburg gedruckt worden. Spätere Karten stammen aus der Lagerdruckerei Auschwitz. Diese erkennt man an der Signatur KL/2 am linken unteren Rand. Die Angaben zu den erkrankten Häftlingen stammen aus den Jahren 1943 bis 1945.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren im KZ Groß-Rosen sehr hart, denn viele der unterernährten Häftlinge mussten in Zwölf-Stunden-Schichten im nahen Steinbruch oder im Granitwerk arbeiten. Dabei trugen sie keine geeignete Kleidung, wurden nicht ausreichend verpflegt und waren ganzjährig dem Wetter ausgesetzt. Ab 1942 galt in Groß-Rosen die schwerste Lagerstufe III, die sonst nur noch Mauthausen zugeordnet wurde. Die Folge war, dass zahllose Häftlinge erkrankten, sich bei Arbeitsunfällen verletzten oder starben.

    Ab Oktober 1940 gab es in Groß-Rosen einen Krankenbau unter Leitung eines SS-Lagerarztes. Die meisten Kranken wurden jedoch anfangs noch nach Sachsenhausen oder nach Dachau geschickt, wenn sie nicht mehr „arbeitsfähig“ waren. Das Krankenrevier wurde mit den Jahren ausgebaut. Im Januar 1945 bestand es insgesamt aus sieben Barracken, den sogenannten Krankenblocks. Davon war jeweils ein Block für Kranke mit Durchfällen und einer für Häftlinge mit Infektionen vorgesehen. Im Herbst 1943 wurde in zwei Barracken die sogenannte Schonung eingerichtet. Häftlinge, die dorthin verlegt wurden, mussten nicht arbeiten. Trotz allem war in der gesamten Existenzzeit des KZ die medizinische Versorgung extrem schlecht, denn es gab kaum Medikamente und Verbandsmaterial. Auch hatten die meisten Häftlingspfleger*innen keine oder nur wenige medizinische Fachkenntnisse. Erst ab 1943 durften polnische Ärzt*innen im Krankenrevier arbeiten, die selbst als Häftlinge in das KZ gebracht worden waren. Die Zahl der kranken Häftlinge stieg durch die katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen im KZ Groß-Rosen immer weiter an. Im Januar 1945 zählte man schließlich fast 3200 Kranke.

    Um die Übersicht über die Kranken zu behalten, wurde im Revier eine Krankenkartei geführt. Während die Revierkarte in anderen KZ bei der Ankunftsuntersuchung für fast alle neuen Häftlinge angelegt wurde, ist die Krankenkarte in Groß-Rosen nur ausgestellt worden, wenn man den Häftling tatsächlich im Krankenbau aufnahm. Anders als die Revierkarten sind die Krankenkarten grundsätzlich sehr knapp gehalten. Es war kein Platz für die Krankengeschichte vorgesehen und die Revierschreiber*innen hielten auch keine genauen Behandlungsverläufe fest. Statt einer Diagnose notierten sie im Feld „Krankheit“ meist nur die Aufnahme, die Entlassung oder den Tod. Auf einigen Karten wurde vermerkt, in welchem Lager ein Häftling vorher inhaftiert gewesen war oder wohin er oder sie von Groß-Rosen aus verlegt wurde. Dies war jedoch die Ausnahme.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    In den Arolsen Archives sind ca. 170 Krankenkarten aus dem KZ Groß-Rosen erhalten. Da die Karten aber oft zweimal benutzt wurden – die Vorderseite für einen Häftling und die Rückseite für einen anderen –, liegen zu fast doppelt so vielen Personen Informationen vor. In diesen Fällen wurde im ITS immer eine Kopie für die zweite Person angefertigt, die dann unter dem weiteren Namen in die Kartei einsortiert wurde. Vergleicht man diese Zahl mit der Gesamtzahl der Häftlinge oder mit den ca. 3200 Kranken im Januar 1945, wird deutlich, dass sich nur sehr wenige Krankenkarten erhalten haben. Das Formular wurde auch im KZ Natzweiler verwendet. Das lässt darauf schließen, dass die Krankenkarten auch in anderen Lagern genutzt wurden, auch wenn sie nicht immer erhalten geblieben sind.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Die Krankenkarten scheinen eine geregelte Krankenpflege zu belegen. Zwar gab es ein Krankenrevier in Groß-Rosen, aber eine ausreichende medizinische Versorgung erhielten die Häftlinge dort zu keiner Zeit. Die Todeszahlen waren dementsprechend hoch und Häftlinge entschieden sich nur im absoluten Notfall dazu, sich bei SS-Ärzten zu melden. Sie befürchteten, in andere Lager transportiert zu werden. Zudem war bekannt, dass nicht mehr arbeitsfähige Patient*innen von SS-Ärzt*innen und Revierkapos durch Giftspritzen getötet wurden. Tatsächlich wurden von Groß-Rosen regelmäßig Transporte von nicht mehr arbeitsfähigen Häftlingen unter anderem in die KZ Dachau und Sachsenhausen zusammengestellt, bei denen viele Kranke bereits auf der Reise starben. Patientenmorde im Krankenrevier sind ebenfalls belegt.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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