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Kartei des Italienischen Roten Kreuz

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PraticaNazionalitaCognomeNomeIgnazioMaternitaLuogo e data di nascitaProfessioneIndirizzoFamiglia e personeIndirizzi di internamento o residenzaProvenienza eventualeNotizie di liberazioneSe internatoDruckereiangabe Rückseite

Mit diesen Karteikarten verwaltete das Italienische Rote Kreuz die Adressen der in Italien internierten Ausländer. Die Karten können mit einer Schreibmaschine oder mit Hand ausgefüllt sein. Es wurden für jüdische und nichtjüdische Ausländer die gleichen Karten benutzt, wobei die genaue Nationalität im Feld Nazionalità angegeben wurde. Es handelt sich auch immer um die gleiche Karte, egal ob die Personen in einem Internierungslager festgehalten wurden oder sich als sogenannte freie Internierte außerhalb der Lager in Ortschaften aufhalten mussten.

Mit diesen Karteikarten verwaltete das Italienische Rote Kreuz die Adressen der in Italien internierten Ausländer. Die Karten können mit einer Schreibmaschine oder mit Hand ausgefüllt sein. Es wurden für jüdische und nichtjüdische Ausländer die gleichen Karten benutzt, wobei die genaue Nationalität im Feld Nazionalità angegeben wurde. Es handelt sich auch immer um die gleiche Karte, egal ob die Personen in einem Internierungslager festgehalten wurden oder sich als sogenannte freie Internierte außerhalb der Lager in Ortschaften aufhalten mussten.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Die in den Arolsen Archives als Italienische Kartei bezeichnete Sammlung von Karten wurde vom Italienischen Roten Kreuz (Croce Rossa Italiana, CRI) mit Sitz in Rom erstellt. Das dortige Kriegsgefangenenbüro (Ufficio Prigionieri di Guerra beziehungsweise Ufficio Prigionieri Ricerche e Servizi Connessi) nutzte die Karten, um den Aufenthaltsort von jüdischen und nichtjüdischen Ausländer*innen – sowie in einigen wenigen Ausnahmen auch von italienischen Staatsbürger*innen – klären zu können, die in Italien interniert waren. Zu den Karten gehörten Korrespondenzmappen, die teilweise in den Arolsen Archives überliefert sind. In diesen Akten befinden sich Briefwechsel zwischen dem Italienischen Roten Kreuz und italienischen Ministerien, Gemeinden oder den Leitungen der Internierungslager. Es gibt aber auch Briefwechsel mit nationalen Rot-Kreuz-Organisationen und dem Internationalen Komitee des Roten Kreuz. Privatpersonen konnten nämlich über ihr nationales Rotes Kreuz anfragen, ob es Informationen zu internierten Freund*innen oder Familienmitgliedern gab. Diese Anfragen wurden dann vom Italienischen Roten Kreuz basierend auf seinen Unterlagen beantwortet. In diesen Briefen wurde gezielt nach dem Aufenthaltsort von Internierten gefragt oder um Übermittlung von Briefen und Paketen gebeten. Nach dem Krieg kamen weitere Briefe zu den Akten, die unter anderem mit den Israelitischen Kultusgemeinden Italiens ausgetauscht wurden.

    In den meisten Fällen stammte die Information, wo eine Person interniert war, vom Italienischen Innenministerium. Die Mitarbeiter*innen des CRI kürzten es auf den Karten in der rechten Spalte bei Herkunft der Information (it. fonte della informazione) als „Min. Int.“ ab. Mit dem Amt für Demographie und Rasse war beim Ministero dell’Interno eine eigene Abteilung des Innenministeriums für die Verwaltung der Lager verantwortlich. Diese teilte dem Italienischen Roten Kreuz – meist auf Anfrage – per Brief den Aufenthaltsort der gesuchten Person mit. Mitarbeiter*innen des Roten Kreuzes wiederum trugen den Ort und den Verweis auf den Brief handschriftlich oder mit einer Schreibmaschine in die Italienische Kartei ein.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Die in weiten Teilen identischen Formulare wurden für jüdische und nichtjüdische Ausländer*innen geführt, die während des Zweiten Weltkriegs in einem italienischen Lager, einer Polizeistation oder an einem anderen Ort interniert, das heißt festgesetzt worden waren. Es gibt auch einige wenige Karten, die für Personen mit italienischer Staatsbürgerschaft ausgefüllt wurden; dies sind jedoch Ausnahmen. Für die meisten Personen wurde der letzte Aufenthaltsort vor September 1943 vermerkt, also vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Nord- und Mittelitalien. Generell stammen die meisten Einträge aus dem Sommer 1943, genauer von Mai bis August 1943. Allerdings finden sich in den erhaltenen Akten auch noch Briefe aus der Nachkriegszeit. Dies legt nahe, dass die Akten weitergeführt, die Karten aber nicht immer aktualisiert wurden. Da die Italienische Kartei samt der Akten 1956 zum ITS gelangten, können nur bis maximal dann Eintragungen gemacht worden sein.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    Italien stand ab 1922 unter der Führung des faschistischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini. Er betonte zusammen mit Hitler die enge Verbindung von Deutschland und Italien und sprach ab 1936 von einer „Achse Rom–Berlin“. Im Juli 1943 wurde Mussolini nach seiner Absetzung verhaftet und Italien schloss einen separaten Frieden mit den Alliierten. Daraufhin besetzten deutsche Truppen Mittel- und Norditalien. In Süditalien konnte Mussolini nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis durch deutsche Truppen zunächst noch weiterregieren.

    Bis zu diesem Zeitpunkt war Italien Bündnispartner des Deutschen Reichs gewesen und hatte auch dessen antijüdische Politik mitgetragen. So waren in Italien 1938 ebenfalls antijüdische Gesetze eingeführt worden, die das Leben der damals ca. 46.000 Jüdinnen und Juden im Land einschränkten. Ab 1940 wurden in Italien 50 bis 100 Internierungslager für politische Gegner, für nichtjüdische Ausländer*innen und für die ca. 3900 ausländischen Jüdinnen und Juden eingerichtet, die sich in Italien befanden. Die Form der Internierung konnte dabei sehr unterschiedlich sein: Es gab große Barackenlager wie in Farramonti di Tarsia ebenso wie einzelne Wohnungen oder Häuser, in denen die Menschen festgesetzt wurden. Es war aber auch möglich, dass sie als sogenannte freie Internierte in einer Ortschaft außerhalb des Lagers mit strengen Auflagen untergebracht waren. Diese Unterscheidung findet sich auch auf den Karten der Italienischen Kartei: Die Abkürzungen „Int. C.C.“ oder „C.C.“ stehen für campo di concentramento (wörtlich: Konzentrationslager), Orte ohne weitere Zusätze sowie der Hinweis „Comune“ kennzeichnen die „freie Internierung“.

    Trotz der engen politischen Verbindungen zwischen Italien und NS-Deutschland waren bis zum Einmarsch der deutschen Truppen 1943 Tausende europäische Jüdinnen und Juden nach Italien geflohen, um von dort aus ihre Emigration vorzubereiten. 5000 nicht italienischen Jüdinnen und Juden gelang so die Flucht vor den Nationalsozialisten, andere wurden interniert und fielen nach dem Machtwechsel den Deutschen in die Hände. Nach dem Kriegseintritt Italiens 1940 kamen darüber hinaus noch Jüdinnen und Juden aus Gebieten hinzu, die die italienische Armee besetzt hatte. So wurden ca. 2780 jugoslawische, 200 albanische, 300 libysche und 500 Jüdinnen und Juden aus Rhodos verhaftet und in Italien interniert. All diese Entwicklungen erklären die vielen in der Italienischen Kartei angegebenen Nationalitäten. Neben den jüdischen Internierten wurden auch Ausländer*innen in Internierungslager gebracht, wenn diese zu einer nichtkriegsverbündeten Nation gehörten. In Italien waren daher auch Slowen*innen, Jugoslaw*innen, Engländer*innen, Französ*innen und Amerikaner*innen interniert, die sich bei Kriegsausbruch in Italien aufhielten, im Kriegsverlauf dorthin kamen oder bei Kämpfen in italienische Hand fielen. Auch für sie wurden von Mitarbeiter*innen des Italienischen Roten Kreuz Karteikarten angelegt, um nachweisen zu können, wo sie sich zu welcher Zeit aufhielten. Für Jüdinnen und Juden, die in Italien geboren waren und/oder die italienische Nationalität besaßen, sind keine Karten der Italienischen Kartei in den Arolsen Archives überliefert, jedoch haben sich Akten zu ihnen erhalten.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    Es gibt in den Arolsen Archives ca. 15.000 Karten, die zur Italienischen Kartei gehören. Die überwiegende Zahl der Karten ist weiß, es gibt aber auch grüne Karten und weiße Karten mit roter Schrift. Die Karten mit roter Schrift sind sehr selten und wurden vorwiegen, aber nicht ausschließlich für nichtjüdische, italienische Staatsbürger*innen angelegt. Ob die grünen Karten eine besondere Kategorie darstellen, ist noch nicht endgültig geklärt. Auffallend ist, dass sie vor allem – aber nicht nur – für Internierte aus Malta verwendet wurden.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Die Karten der Italienischen Kartei für jüdische und nichtjüdische Internierte stellen den Ist-Stand zu einem bestimmten Zeitpunkt dar. Aus den Karten wird nicht deutlich, welchen Verfolgungsweg die Menschen vor der Internierung durchlebten, also wo und wann jemand zum Beispiel verhaftet worden war. Da auf den Karten mit ganz seltenen Ausnahmen auch keine Änderungen oder Aktualisierungen vorgenommen wurden, ist auch nicht erkennbar, was mit einer Person nach diesem Zeitpunkt passierte.

    Wichtig ist auch zu bedenken, dass die Karten oft die italienische Form eines Namens angeben, die nicht der tatsächlichen Schreibung entspricht. So wird Alfred Meyer auf seiner Karte zu Alfredo Meyer und sein Vater Hermann zu Ermanno. Weitere Varianten sind Giglielmo für Wilhelm, Manfredo für Manfred, Gustavo für Gustav und Gisella für Gisela. Dies sollte bedacht werden, auch wenn das alphabetisch-phonetische System, das der Suche in der Datenbank der Arolsen Archives zugrunde liegt, diese Varianten auffängt und internationale Namensvarianten bündelt.

    Auffällig ist zudem, dass es zahlreiche Akten, aber nur sehr wenige Karteikarten zu Gefangenen italienischer Nationalität gibt. Im Gegenzug kann es vorkommen, dass es keine Akten zu Personen gibt, für die es laut Kartei aber welche geben sollte. Zudem sind zahlreiche der bei den Arolsen Archives verwahrten Aktenmappen heute leer und bestehen nur aus dem Umschlag.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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