Seite von
Seite /
- Quelle
- Intro
Die DP 3 Karte – oder auch offiziell Assembly Center Registration Card – wurde für alle DPs bei ihrer Ankunft in einem Camp der britischen und US-amerikanischen Zone angelegt. Eigentlich gab es genaue Anweisungen, wie diese Meldekarten ausgefüllt werden sollten. Aber weil über die Jahre viele verschiedene UNRAA- beziehungsweise später IRO-Mitarbeiter*innen die Karten beschrieben, sehen sie teilweise auf den ersten Blick sehr unterschiedlich aus. Obwohl das Formular gleichblieb, gibt es Karten, die mit Stempeln und Anmerkungen übersät sind, ebenso wie Karten mit sehr wenigen Angaben.
Die DP 3 Karte – oder auch offiziell Assembly Center Registration Card – wurde für alle DPs bei ihrer Ankunft in einem Camp der britischen und US-amerikanischen Zone angelegt. Eigentlich gab es genaue Anweisungen, wie diese Meldekarten ausgefüllt werden sollten. Aber weil über die Jahre viele verschiedene UNRAA- beziehungsweise später IRO-Mitarbeiter*innen die Karten beschrieben, sehen sie teilweise auf den ersten Blick sehr unterschiedlich aus. Obwohl das Formular gleichblieb, gibt es Karten, die mit Stempeln und Anmerkungen übersät sind, ebenso wie Karten mit sehr wenigen Angaben.
Fragen und Antworten
-
Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?
Für jeden DP, der in einem Camp in der Britischen oder US-amerikanischen Besatzungszone ankam, erstellten Mitarbeiter*innen der Campverwaltung eine Meldekarte, die sogenannte DP 3 Karte. Aus dem DP-Camp Bergen-Belsen ist bekannt, dass in den ersten Wochen nach der Befreiung noch Militäreinheiten dafür verantwortlich waren. Später übernahmen dann UNRRA-Mitarbeiter*innen und ab 1947 IRO-Mitarbeiter*innen das Erstellen der Karten. Sie verwalteten die DP-Camps und füllten daher auch die benötigten Dokumente aus.
Die center registrars (Sammelstellen-Meldebeamt*innen) der Admission Control nutzten als Grundlage für die Informationen die DP 2 Karte des DPs. Diese wurde bei ihrer oder seiner ersten Ankunft in einem Camp einmalig ausgestellt und wanderte von da an mit dem DP mit. Die UNRRA- beziehungsweise später die IRO-Mitarbeiter*innen stellten die DP 3 Karte also entweder auf Grundlage einer schon ausgefüllten DP 2 Karte aus oder erledigten beides gleichzeitig, wenn der DP zum ersten Mal registriert wurde. Wurde ein DP-Camp geschlossen, gingen die DP 3 Karten an das Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte (Supreme Headquarters, Allied Expedition Forces, kurz: SHAEF) über beziehungsweise nach dessen Auflösung an andere übergeordnete Stellen. Von dort kamen sie dann zum International Tracing Service (ITS), der Vorgängerorganisation der Arolsen Archives.
-
Wann wurde das Dokument verwendet?
Bereits im Juni 1944 legten die Alliierten Streitkräfte (Allied Expedition Force oder kurz A.E.F.) in 19 Sprachen genaue Anweisungen vor, wie die Registrierung von DPs ablaufen sollte. Auch die dafür vorgesehenen DP 3 Karten waren schon unmittelbar nach der Einrichtung der DP-Camps im Sommer 1945 einsatzbereit. Es gibt in den Arolsen Archives daher DP 3 Karten, die bereits im April und Mai 1945 ausgefüllt wurden. Im Grunde genommen änderte sich über die Jahre nicht viel an den Karten und dem Ablauf der Registrierung. Auch nachdem 1947 die IRO die Versorgung der DPs übernahm, behielten sie die DP 3 Karten bei. Sie wurden bis zur Auflösung der IRO Ende 1951 genutzt.
-
Wofür wurde das Dokument genutzt?
Um die Versorgung und die Rückkehr der ca. 10 Millionen DPs in ihre Heimat zu organisieren, wurden alle, die in einem DP-Camp der Britischen oder US-amerikanischen Besatzungszone ankamen, mit drei Formularen erfasst. Für sie wurden DP 1 Karten (Kartothek-Karte/Index Card), DP 2 Karten (Haupt-Meldekarte/Registration Record) und DP 3 Karten (Sammelstellen-Meldekarte/Assembly Center Registration Card) erstellt.
Während die DP 2 Karte theoretisch nur bei der erstmaligen Anmeldung in einem DP-Camp ausgefüllt wurde und dann mit dem DP von Camp zu Camp wanderte, erstellten Mitarbeiter*innen der Campverwaltungen die DP 3 Karte in jedem Camp neu. Die Karten dienten nämlich zur Verwaltung der DPs in den Camps und zur Klärung von Suchanfragen. Weil dafür nicht alle Informationen von der ausführlichen DP 2 Karte wichtig waren, wurden innerhalb der Camps die kleineren DP 3 Karten mit weniger Angaben benutzt. Sie wurden – so die Empfehlung einer Arbeitsanweisung – zunächst nach Nationalität und darunter alphabetisch sortiert aufbewahrt. Wichtig waren vor allem die persönlichen Daten und die Angabe, wohin ein DP nach dem Aufenthalt im Camp ging. Daher sind die Karten oft über mehrere Jahre hinweg geführt und auch aktualisiert worden. Die DP 3 Karten blieben in den DP-Camps und wanderten nicht mit dem DP mit. Somit konnten immer zwei Fragen beantwortet werden: Wer befand sich im Moment im DP-Camp und wer hatte das DP-Camp wohin verlassen?
Für die Sammelstellen-Meldebeamt*innen (center registrars) gab es klare Vorgaben: Sie sollten die DP 3 Karten auf Englisch und mit einer Schreibmaschine oder mit Tinte ausfüllen. Die Karte musste nicht mehr im Beisein des DPs ausgefüllt werden, sondern die Angaben sollten im Anschluss des Gesprächs mit dem DP von der DP 2 Karte übertragen werden. Daher gibt es auf den DP 3 Karten auch keine Unterschriften von DPs.
Die Angaben auf den Karten stammten dabei von den DPs selbst. In vielen Fällen besaßen die Überlebenden der Konzentrationslager und der Zwangsarbeit keine Dokumente, die sie hätten ausweisen können. Sie machten die Angaben in dem Wissen, dass Falschaussagen zum Verlust des DP-Status und damit auch der Unterstützung durch die UNRRA oder die IRO führen konnten. Tatsächlich kontrollierten verschiedene Einrichtungen die Angaben immer wieder: Die US-amerikanische Armee und die britische Militärregierung führten screenings (Überprüfungen) ebenso durch wie die IRO Control Center. War ein DP für die Emigration zugelassen, schalteten sich auch die Konsulate der jeweiligen Länder ein, um zu prüfen, ob die Angaben richtig waren.
-
Wie häufig ist das Dokument?
Wie viele DP 3 Karten es genau in den Arolsen Archives gibt, kann nicht genau gesagt werden. Bekannt ist allerdings, dass etwa 1,2 Millionen DP 3 Karten nach der Auflösung der IRO 1952 an den UN High Commissioner for Refugees (Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge) in Bad Godesberg gingen. Von dort wurden sie an den ITS übergeben und werden heute von den Arolsen Archives verwahrt. Die Karten waren – neben 300.000 CM/1-Anträgen und ca. 240.000 DP 2 Karten – ein Teil von insgesamt 32 Tonnen an DP-Dokumenten, die zusammen in Arolsen ankamen. Später erreichten noch weitere DP 3 Karten den ITS, so zum Beispiel 1990 die Kopien von 29.000 Karten zu DPs, die sich in Dänemark aufgehalten hatten.
Wenn man bedenkt, dass eine DP 3 Karte bei jedem Wechsel eines DPs von einem Camp in ein anderes ausgestellt werden sollte, ist das eine vergleichsweise geringe Anzahl von überlieferten Karten. Denn Wechsel kamen häufig vor: Die UNRRA-Mitarbeiterin Katie Louchheim erinnert sich, dass in einem DP-Camp in Mannheim, in dem ca. 6000 DPs kurz nach Kriegsende lebten, an einem Tag 716 Personen ankamen und 1197 das Camp verließen.
-
Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?
In den Arolsen Archives sind die meisten der individuellen Dokumente von DPs alphabethisch-phonetisch sortiert in der Nachkriegszeitkartei (Bestand 3.1.1.1) gesammelt. Die DP 3 Karten legten ITS-Mitarbeiter*innen allerdings nicht nur dort, sondern teilweise auch in die Zentrale Namenkartei (ZNK) ein. Die ZNK mit ihren ca. 50 Millionen Kärtchen funktioniert eigentlich als Verweissystem: Für jeden auf einem Dokument genannten Namen wird eine Karte angefertigt, auf der neben den persönlichen Angaben zu der Person die Signatur angegeben ist, unter der man das entsprechende Dokument findet. Auch für jede Anfrage nach einer Person wurde eine Karte mit dem Namen der gesuchten Person eingelegt. Bei jeder Anfrage prüfen die Mitarbeiter*innen der Arolsen Archives bis heute zuerst die ZNK, um zu schauen, ob es Dokumente oder frühere Anfragen zu der gesuchten Person gibt. Warum DP 3 Karten in die ZNK eingelegt wurden, ist einfach zu erklären: Zum einen passte die Größe der Karte zum Format der ZNK-Karten und zum anderen konnte so direkt das Originaldokument gefunden werden. Für eine Suchanfrage aus der ZNK entnommene DP 3 Karten wurden später teilweise in die Nachkriegszeitkartei eingeordnet. Daher findet man DP 3 Karten heute in beiden Beständen. Weil die ZNK allerdings ab Ende der 1990er Jahre in Schwarz-Weiß eingescannt wurde, werden auch die darin enthaltenen DP 3 Karten im Digitalen Archiv der Arolsen Archives nicht in der Originalfarbe angezeigt.
Auf den DP 3 Karten finden sich zahlreiche Abkürzungen und Stempel. Oft lassen sie sich nicht auf den ersten Blick erklären. Da kann ein Blick auf andere Karten helfen, die in den Arolsen Archives zur selben Person erhalten geblieben sind.
Falls Sie zusätzliche Informationen zu diesen Karten haben, freuen wir uns über Informationen unter eguide@arolsen-archives.org. Neue Erkenntnisse können jederzeit in den e-Guide eingebaut und so allen zugänglich gemacht werden.
Varianten
Hilfe zu Dokumenten
Zum Scan dieses Dokument<br> Kennzeichnungen auf Scan<br> Fragen und Antworten zum Dokument<br> Weitere Beispielkarten<br> Varianten des Dokuments