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Dies ist der Fragebogen der Effektenkammer des KZ Buchenwald. Ähnliche Fragbögen gab es auch in anderen Lagern. Dort sahen sie anders aus, hatten aber dieselbe Funktion.
Dies ist der Fragebogen der Effektenkammer des KZ Buchenwald. Ähnliche Fragbögen gab es auch in anderen Lagern. Dort sahen sie anders aus, hatten aber dieselbe Funktion.
Fragen und Antworten
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Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?
Der kurze Fragebogen der Effektenkammer wurde in den Hauptlagern ausgegeben und war eines der ersten Dokumente, das von den Häftlingen bei ihrer Ankunft im Konzentrationslager ausgefüllt werden musste. In den Effektenkammern der Konzentrationslager arbeiteten Funktionshäftlinge, die dabei halfen und die Fragebögen später verwalteten. Für den Fragebogen der Effektenkammer gab es kein einheitliches Formular, das für alle Konzentrationslager galt. Im KZ Buchenwald wurde daher sogenanntes Saugpostpapier benutzt, auf dem die Formulare vor Ort vervielfältigt wurden.
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Wann wurde das Dokument verwendet?
Fragebögen der Effektenkammer sind aus verschiedenen Phasen der Konzentrationslager, in unterschiedlichen Formen überliefert. Es gab kein einheitliches Formular, das in allen Konzentrationslagern genutzt wurde. Die meisten Fragebögen wurden in der Effektenkammer immer wieder aktualisiert, so wurde in vielen Fällen das Todesdatum oder eine Verlegung vermerkt. Die Bögen wurden bis zur Befreiung der Lager 1945 geführt.
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Wofür wurde das Dokument genutzt?
In der Effektenkammer – in Zuchthäusern und Gefängnissen auch Hausvaterei genannt – wurden die persönlichen Gegenstände (Effekten) der Häftlinge verwahrt. Hierfür wurde eine Effektenkarte ausgefüllt, auf der genau verzeichnet wurde, welche Kleidungsstücke und Wertgegenstände von den Häftlingen abgegeben worden waren. Bei der Ankunft wurden in der Effektenkammer aber auch die persönlichen Angaben der Häftlinge auf einem Fragebogen erfasst. Dieser Fragebogen der Effektenkammer musste für alle Häftlinge, auch für nichtdeutsche Gefangene, ausgefüllt werden.
Neben den Angaben zur Heimatadresse und zu vorherigen Inhaftierungen wurde auf dem Bogen unter anderem auch nach Versicherungen gefragt. Als Abteilung der Häftlingseigentumsverwaltung organisierte die Effektenkammer nämlich auch die Fortzahlungen der Beiträge für Sozialkassen und die Klärung von Versicherungsansprüchen für deutsche Häftlinge. Konnte ein Häftling ausstehende Beitragszahlungen nicht begleichen, weil er in Haft war, und konnten diese auch nicht von Familienangehörigen übernommen werden, konnten das Wohlfahrtsamt des Wohnorts des Häftlings, der Bezirksfürsorgeverband, in dessen Bereich das KZ lag, oder das Konzentrationslager selbst die Differenz übernehmen. Der Häftling und seine Angehörigen mussten dafür bei der Effektenkammer einen Antrag stellen und eine Mittellosigkeitsbescheinigung vorlegen.
Die Regelung galt nur für deutsche Häftlinge, die länger als neun Monate in Haft waren, und ging auf ein Gesetz aus dem Dezember 1937 zurück. Dieses regelte, dass Versicherungsansprüche erlöschen, wenn nicht regelmäßig alle Beiträge gezahlt werden. Es wurden aber bereits seit 1934 gesetzliche Zahlungen für die Invaliden-, Angestellten- und die Knappschaftlichen Pensionsversicherungen von Schutzhäftlingen festgesetzt. Mit diesen Zahlungen sollte verhindert werden, dass nach einer Entlassung weitere Kosten für den deutschen Staat entstehen. Auch sollten staatliche Unterstützungszahlungen wie Witwen- oder Waisenrenten vermieden werden. Wenn ein Häftling die KZ-Haft nicht überlebte, sollten Versicherungen für die finanzielle Absicherung der Familien aufkommen. Um die Übernahme von Beitragszahlungen abzuwickeln, fragten daher zum Beispiel die Fragebögen der Effektenkammer aus dem KZ Flossenbürg sehr genau nach Bescheinigungen und Quittungskarten, die mit den Effekten verwahrt wurden. Auch auf dem Fragebogen aus dem KZ Buchenwald wurde nach Invaliden- und Arbeitskarten gefragt.
Der Fragebogen der Effektenkammer hatte noch eine weitere, ganz praktische Aufgabe. Laut einer in den Arolsen Archives erhaltenen Arbeitsanweisung für die Häftlingsschreibstube im KZ Buchenwald aus dem Jahr 1941 wurde der Fragebogen auch zum Abgleich in der Schreibstube herangezogen: Die Angaben, die der Häftling auf dem Aufnahmebogen machte, wurden dort mit den Informationen des Fragebogens der Effektenkammer verglichen. Erst wenn die Angaben auf beiden Bögen übereinstimmten, wurden die Informationen auf andere Karten übertragen. Stimmten sie nicht, wurde der Häftling zu Nachfragen einbestellt.
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Wie häufig ist das Dokument?
Obwohl der Fragebogen der Effektenkammer eigentlich für alle Neuankömmlinge ausgefüllt werden sollte, sind weitaus weniger Exemplare des Fragebogens in den individuellen Unterlagen der Häftlinge in den Arolsen Archives überliefert. Allerdings gibt es größere Bestände von Fragebögen der Effektenkammer aus den KZ Groß-Rosen und Sachsenhausen. Laut einer Auflistung aus dem Jahr 1954 verwahrte der ITS – als eine Annäherung an die Zahl der überlieferten Dokumente – damals 1526 Fragbögen der Effektenkammer KZ Groß-Rosen.
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Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?
In den Arolsen Archives haben sich verschiedene Fragebögen erhalten, die sich um Versicherungsansprüche der KZ-Häftlinge drehen. Bei vielen ist allerdings nicht bekannt, ob es sich bei ihnen auch um Fragebögen der Effektenkammer handelt oder ob sie für andere Abteilungen der KZ-Verwaltung ausgefüllt wurden. Dies gilt zum Beispiel für einen weiteren Bogen aus dem KZ Buchenwald sowie wie für einen Bogen mit insgesamt 22 Fragen, der für die Häftlingseigentumsverwaltung des KZ Buchenwald ausgefüllt werden musste. Auch ein Personalbogen aus dem KZ Dachau fragt nach Versicherungsbeiträgen. Vermutlich wurden die meisten dieser Bögen für die Effektenkammer ausgefüllt, jedoch kann das beim gegenwärtigen Forschungsstand noch nicht sicher gesagt werden.
Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.
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