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Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager

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MG/PS/G/14 119221 Military Government of Germany Glaubensbekenntnis Jew Verschreiber photograph Grund der Verhaftung Wo in Haft gewesen Einzelheiten betreffend der Haft Stellungen während der Haft Haben Sie jemals der NSDAP …/ Falls ja …/ Geben Sie Ihre Beschäftigung durch Regierungs- und NSDAP … Militärdienstzeit Tatsachen, die Ihre Gegnerschaft Wohin beabsichtigen Sie zu gehen NSDAP-Beschäftigung Vertrauenswürdige Personen Unterer Bereich / Ausschuss Datum Entscheidung des Ausschusses Endgültige Verfügung

Die offizielle Bezeichnung dieses Dokuments lautet „Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“ (engl. Concentration Camp Inmates Questionnaire). Die Bögen hatte die US-Armee für Häftlinge der von ihnen befreiten KZ produziert. Daher sind sie sehr ähnlich, egal ob sie im befreiten KZ Dachau, Buchenwald oder Mauthausen ausgegeben wurden. Sie liegen für männliche und weibliche Häftlinge vor. Obwohl es die Anweisung gab, dass der Fragebogen nur mit Schreibmaschine ausgefüllt werden durfte, wurden einige der erhaltenen Bögen auch mit der Hand beschrieben. Es kann zudem vorkommen, dass sich die Schriftart des vorgedruckten Formulars leicht unterscheidet, was aber keine inhaltliche Bedeutung hat.

Die offizielle Bezeichnung dieses Dokuments lautet „Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“ (engl. Concentration Camp Inmates Questionnaire). Die Bögen hatte die US-Armee für Häftlinge der von ihnen befreiten KZ produziert. Daher sind sie sehr ähnlich, egal ob sie im befreiten KZ Dachau, Buchenwald oder Mauthausen ausgegeben wurden. Sie liegen für männliche und weibliche Häftlinge vor. Obwohl es die Anweisung gab, dass der Fragebogen nur mit Schreibmaschine ausgefüllt werden durfte, wurden einige der erhaltenen Bögen auch mit der Hand beschrieben. Es kann zudem vorkommen, dass sich die Schriftart des vorgedruckten Formulars leicht unterscheidet, was aber keine inhaltliche Bedeutung hat.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Bei der Befreiung der Konzentrationslager trafen die Alliierten auf mehr als eine Viertelmillion entkräftete Häftlinge. Diese mussten mit Nahrung und Medizin versorgt werden. Außerdem mussten Strukturen geschaffen werden, um die Rückkehr in ihre Heimat oder die Emigration in ein anderes Land zu ermöglichen. Das Military Government of Germany, die höchste US-amerikanische Militärinstanz, führte einen entscheidenden formalen Schritt für die Entlassung ein: Alle Häftlinge, die von US-amerikanischen Truppen in einem KZ befreit worden waren, sollten einen Fragebogen beantworten. Da die Außenlager bis auf wenige Ausnahmen bereits aufgelöst worden waren, erhielten die befreiten Häftlinge die Fragebögen in den Hauptlagern. Dort verteilten sie die nationalen Lagerkomitees, welche die Häftlinge direkt nach der Befreiung offiziell gebildet hatten. Da die Fragebögen auf Englisch ausgefüllt werden mussten, halfen sich Häftlinge oft gegenseitig als Übersetzer*innen. Auf Grundlage dieser Fragebögen entschied ein militärischer Ausschuss (engl. Board of Review oder Committee), ob die befreiten Häftlinge offiziell entlassen oder weiter in Haft bleiben sollten. Ein Hauptziel der US-amerikanischen Verantwortlichen war es nämlich, Kriegsverbrecher*innen und Häftlinge mit einer nationalsozialistischen Vergangenheit zu finden. Diese sollten an reguläre Gefängnisse oder Kriegsgefangenenlager überstellt werden.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Die Fragebögen waren im April 1945 in Paris gedruckt worden. Daher konnten sie meist schon kurz nach der Befreiung der KZ verteilt werden. In Dachau kamen die ersten Bögen zum Beispiel am 2. Mai 1945 an und es konnten ca. 400 pro Tag ausgefüllt werden. Einer der frühsten Bögen aus Buchenwald wurde am 16. April 1945 ausgefüllt, also nur fünf Tage nachdem die US-Truppen das Lager erreicht hatten. Allerdings gab es immer wieder zu wenige Bögen und man musste auf neue Exemplare warten. Generell mussten die Befreiten Geduld beweisen. So erinnert sich Hans Carls, der als Geistlicher in Dachau interniert gewesen war: „Unter den Häftlingen war eine große Nervosität, weil man ihnen ihre Entlassung versprochen und sogar für die nächste Zeit in Aussicht gestellt hatte. Viele glaubten, in den nächsten Tagen entlassen zu werden. Jedoch die Amerikaner ließen sich Zeit. Nach einigen Tagen verteilten die einzelnen [nationalen] Komitees Fragebogen an ihre Mitglieder. Diese Fragebogen mußten in englischer Sprache ausgefüllt werden. Dies bedeutete natürlich eine große Verlängerung der ganzen Angelegenheit, weil nicht genug Dolmetscher vorhanden waren.“ (Hans Carls: Dachau. Dokumente zur Zeitgeschichte II. Köln 1946, S. 209f.) Offiziell sollten die Fragebögen zudem mit Schreibmaschine ausgefüllt werden, was zu weiteren Verzögerungen führte.

    Folgt man den Datumsangaben, welche zum Beispiel die Häftlinge aus Buchenwald auf den Fragebögen machten, wurden die meisten Bögen in der letzten Aprilwoche ausgefüllt. Die Ausschüsse, die auf Grundlage der Fragebögen offiziell über die Entlassung entschieden, tagten anschließend im Mai und Juni 1945. In den einzelnen Lagern dauerte die Entlassung unterschiedlich lang: In Flossenbürg war das sogenannte screening abgeschlossen, bevor die Quarantäne vorüber war. In Buchenwald beendeten die Amerikaner ihre Sitzungen (Board Sessions) am 25. Juni 1945. Bis dahin war über die Entlassung von 3781 Personen verschiedener Nationalitäten entschieden worden. In Dachau wurde das Ausfüllen der Fragebögen am 12. Mai 1945 für viele Häftlinge eingestellt. Nur noch deutsche und österreichische Befreite sollten sie weiterhin beantworten.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    Viele Beschreibungen von KZ-Erlebnissen oder Geschichtsbücher enden mit der Feststellung, dass die Lager befreit wurden. Doch die Ankunft der alliierten Truppen bedeutete in den meisten Fällen nicht, dass die ehemaligen Gefangenen direkt die Lager verließen. Zunächst war das Verlassen des Lagers noch verboten und es wurde eine Quarantäne verhängt, damit sich Krankheiten wie Typhus nicht ausbreiteten. Einige Häftlinge machten sich dennoch selbständig auf den Weg zurück in ihre Heimatorte. Andere blieben hingegen in den Lagern, weil sie auf Unterstützung angewiesen waren, weil sie nicht wussten, wohin sie gehen sollten, weil sie zu krank oder zu schwach waren.

    Auf Seiten der Häftlinge organisierten die Internationalen Lagerkomitees den Alltag in dieser Übergangszeit. Die Komitees hatten sich in den Lagern oft schon vor der Befreiung gebildet und bestanden aus Vertreter*innen aller Nationalitäten. Sie regelten zum Beispiel die Arbeiten in der Küche oder im Krankenbau. Außerdem führten sie tägliche Appelle durch und bestraften Häftlinge, die mit den Deutschen kollaboriert hatten. Sie waren auch für die Verteilung der Fragebögen an die Häftlinge verantwortlich, wobei für alle Nationalitäten und Haftkategorien derselbe Bogen zum Einsatz kam.

    Die befreiten Häftlinge füllten – unterstützt von Mithäftlingen, die als Dolmetscher arbeiteten – die Fragebögen aus. Im Anschluss wurden die Bögen an einen Ausschuss (engl. Board of Review) gegeben. In einem Schreiben des Dachauer Lagerältesten vom 1. Mai 1945 heißt es dazu: „Die gewissenhafte und vollständige, jeglichen Zweifel ausschließende Ausfüllung des Fragebogen ist unerläßliche Voraussetzung für beschleunigte Erledigung und damit Entlassung aus dem KL Dachau. Wer keinen Fragebogen ausfüllt, wird nicht entlassen. […] Nur, wer auf Grund des Fragebogen ordnungsgemäß ausgestellte Entlassungspapiere hat, kann sich später außerhalb des Lagers ungehindert bewegen. Wem diese Papiere fehlen, wird unverzüglich festgenommen und wieder eingeliefert.“

    Der „Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“ (engl. Concentration Camp Inmates Questionnaire) fragt – neben persönlichen Angaben und Informationen zur Haftzeit – gezielt nach Gründen, die einer offiziellen Entlassung entgegenstanden oder die weitere Nachforschungen nach sich gezogen hätten. Als solche galten zum Beispiel Mitgliedschaften in der NSDAP oder in einer der ihr angeschlossenen Organisationen, wie zum Beispiel der SS.

    Auf den Fragebögen wurden abschließend die Entscheidungen des Ausschusses sowie die Namen der Board-Mitglieder mit militärischem Rang genannt. Nachdem der Ausschuss getagt hatte, wurde der „Verfügungsbefehl für einen Gefangenen“ (engl. Order For Disposal Of Inmates) ausgestellt. Es gab drei Möglichkeiten: Der Häftling konnte entlassen, in ein anderes Gefängnis überstellt oder in einem Kriegsgefangenenlager inhaftiert werden. Soweit bekannt, entließen die Amerikaner die allermeisten Häftlinge. Dies galt auch für jene Häftlinge, welche die Nationalsozialisten als Kriminelle oder Homosexuelle verhaftet hatten – beides juristische Tatbestände, die auch nach Kriegsende weiterhin offiziell als Verbrechen galten.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    Offiziell sollten alle Häftlinge, die von der US-amerikanischen Armee in einem Lager befreit wurden, einen Fragebogen ausfüllen. Wie viele Fragebögen genau ausgefüllt wurden, ist heute nicht mehr bekannt. Eine Auflistung aus dem Jahr 1954 nennt allerdings ca. 15.000 Exemplare aus dem KZ Buchenwald, wo die Alliierten bei der Befreiung auf ca. 20.000 Häftlinge getroffen waren. Wenn die Fragebögen in den Arolsen Archives überliefert sind, liegen aber fast immer sowohl der Fragebogen als auch der Verfügungsbefehl zu einer Person vor. Obwohl belegt ist, dass auch in Flossenbürg Fragebögen ausgeteilt wurden, befinden sich heute keine davon in den Arolsen Archives.

    Diese ausführlichen Fragebögen wurden nur von US-amerikanischen Stellen ausgegeben. Die britischen und die sowjetischen Alliierten regelten die Entlassung jeweils ohne dieses Dokument. Die sowjetische Armee traf zudem im Kriegsverlauf nur auf weitgehend geräumte Lager. Die Häftlinge waren von den deutschen Bewachern Richtung Westen „evakuiert“ worden. Diese sogenannten Todesmärsche sorgten dafür, dass es kaum Häftlinge gab, die von den sowjetischen Befreiern versorgt werden mussten. Im KZ Stutthof trafen die Soldaten nur auf 300 Häftlinge, die dort zurückgelassen worden waren. Daher wurde zum Beispiel in Polen statt des Fragenbogens eine zentrale Stelle in Toruń eingerichtet, bei der sich zurückgekehrte KZ-Häftlinge melden sollten.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Die Fragebögen wurden in einer Zeit ausgefüllt, in der große Unsicherheit und Durcheinander herrschten. Der Dachauer Häftling Hans Carls erinnert sich: „Dieser Fragebogen machte manchem große Kopfschmerzen, weil sie nicht alles aus ihrem Leben angeben wollten. Sie fürchteten nämlich, durch die Angaben könnte die Entlassung in Frage gestellt sein. Besonders waren es die PSVer [PSV=Polizeiliche Sicherheitsverwahrung], die Angst um ihre Entlassung hatten“ (Hans Carls: Dachau. Dokumente zur Zeitgeschichte II. Köln 1946, S. 209f.). Daher kann es sein, dass sich Angaben auf den Fragebögen von denen auf anderen Dokumenten aus der Haftzeit unterscheiden. Aus Angst, nicht entlassen zu werden, machten Häftlinge teilweise falsche Angaben, ließen wichtige Punkte aus oder wählten Formulierungen, die aus ihrer Sicht eine schnellere Entlassung wahrscheinlicher machten.

    Vergleicht man zum Beispiel den Fragebogen von Josef Jenei mit dem Häftlingspersonalbogen, der bei seiner Ankunft im KZ Buchenwald ausgefüllt wurde, fallen zwei Unterschiede auf: Jenei änderte die Angaben zur Nationalität und zu seinem Beruf. Statt ungarisch gab er nun rumänisch als Nationalität an, statt Maler und Zeichner nannte er Journalist als Beruf. In diesem Fall ist die Entstehungssituation der Dokumente wichtig: In einem KZ wurden Zeichner*innen eher gebraucht als Journalist*innen, während es nach dem Krieg wieder einen größeren Bedarf an Journalist*innen gab. Beim Vergleich mehrerer Fragebögen aus einem Lager fällt darüber hinaus auf, dass sich die Antworten gleichen können, je nachdem wer als Übersetzer*in eingesetzt war. Trotz all dieser Einschränkungen stellen die Fragebögen eine besondere Quelle dar. Erstmals nach der Haft bot sich den Befreiten die Möglichkeit, sich selbst zu beschreiben und das Erlebte in Worte zu fassen.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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