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Namenkarteikarte aus dem KZ Dachau

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Gefangenennummer Effektennummer Haftkategorie Block Persönliche Daten Zugangsdaten Formulartyp Überstellungsdaten Entlassungsdaten

Diese Häftlings-Karteikarte stammt aus dem Konzentrationslager Dachau. Ihre genaue Funktion ist bislang noch unklar. Einiges deutet jedoch daraufhin, dass es sich um eine Karte der Namen-, oder auch “Zentralkartei” der Abteilung Arbeitseinsatz des Lagers Dachau handeln könnte.

Falls Sie weitere Hinweise zu diesem Dokument haben, freuen wir uns sehr über eine Nachricht an eguide@arolsen-archives.org.

Diese Häftlings-Karteikarte stammt aus dem Konzentrationslager Dachau. Ihre genaue Funktion ist bislang noch unklar. Einiges deutet jedoch daraufhin, dass es sich um eine Karte der Namen-, oder auch “Zentralkartei” der Abteilung Arbeitseinsatz des Lagers Dachau handeln könnte.

Falls Sie weitere Hinweise zu diesem Dokument haben, freuen wir uns sehr über eine Nachricht an eguide@arolsen-archives.org.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Diese Karteikarte stammt aus dem Konzentrationslager Dachau und wurde vermutlich von der dortigen Abteilung Arbeitseinsatz erstellt. Für die Organisation der Arbeitskräfte in den Konzentrationslagern waren ab März 1942 die Abteilung III E Arbeitseinsatz und als Untergruppe die Arbeitsstatistik verantwortlich. Dem Arbeitseinsatzführer unterstanden meist ein oder mehrere Arbeitsdienstführer der SS, die gemeinsam mit Häftlingsschreibern die Arbeitskommandos zusammenstellten. Zur Verwaltung der Häftlinge nutzte die Abteilung Arbeitseinsatz verschiedene Karteien, die von den Häftlingsschreibern erstellt und gepflegt wurden.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Das Konzentrationslager Dachau bestand von März 1933 bis zur Befreiung durch die US-Armee am 29. April 1945 und existierte somit fast über die gesamte Dauer des NS-Regimes. Jedoch erst nach Kriegsbeginn gewann die gezielte Ausbeutung der Arbeitskraft von Konzentrationslager-Häftlingen in Werken und Betrieben auch außerhalb der Lager an Bedeutung.

    Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, wann mit dem Aufbau der Namenkartei der Abteilung Arbeitseinsatz im Konzentrationslager Dachau begonnen wurde. Anhand der auf den Karten vermerkten Zugangs-, Überstellungs- und Entlassungsdaten der Häftlinge kann man aber auf eine Entstehung zwischen 1940/41 und den letzten Kriegswochen des Jahres 1945 schließen. Das bedeutet, dass die Kartei beziehungsweise Teile der Kartei wohl schon vor der Einrichtung der Abteilung Arbeitseinsatz angelegt worden waren − wahrscheinlich durch den sogenannten Arbeitsdienst, dem Vorgänger der Abteilung Arbeitseinsatz − und dann ab März 1942 von der Abteilung Arbeitseinsatz fortgeführt wurde.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    In den Anfangsjahren der Konzentrationslager arbeiteten Häftlinge zumeist in lagereigenen Kommandos wie der Küche, der Verwaltung oder beim Ausbau der KZ. Vergleichsweise wenige Häftlinge waren ab 1936/1937 zudem in den neu entstehenden SS-Betrieben in den Lagern oder der direkten Umgebung eingesetzt. Im Vordergrund standen Schikane und Abschreckung der Häftlinge und weniger deren wirtschaftliche Ausbeutung. Spätestens ab Frühjahr 1942 änderte sich dies grundlegend. Immer mehr deutschen Privatbetrieben fehlten Arbeitskräfte, da viele deutsche Mitarbeiter für den Fronteinsatz eingezogen worden waren und die Millionen ausländischer Zwangsarbeiter*innen, die seit Kriegsbeginn ins Land geholt wurden, schon bald nicht mehr ausreichten, um die Produktion zu sichern. Gleichzeitig wurde staatlicherseits die Kriegsproduktion massiv ausgebaut, weshalb auch dort tausende Arbeitskräfte benötigt wurden. Schließlich verlagerten auch immer mehr Betriebe ihre Rüstungsproduktion zum Schutz vor Luftangriffen in Tunnel und Stollen. KZ-Häftlinge mussten zunächst auf den dortigen Baustellen und später bei der Produktion arbeiten. Gerade bei diesen Bauprojekten waren ihre Überlebenschancen wegen der katastrophalen Bedingungen gering.

    SS und Rüstungsfirmen errichteten ab 1942 hunderte Außenlager bei den Fabriken und Baustellen. Zugleich wuchs auch die Rüstungsproduktion in den Lagern und der unmittelbaren Umgebung, wo Häftlinge in zahlreichen Außenkommandos eingesetzt waren. In der Forschung geht man von bis zu 1000 Außenlagern und -kommandos aus, zwischen denen die Häftlinge hin und her transportiert wurden. Mitte Januar 1945 waren so ca. 714.000 KZ-Häftlinge in der Zwangsarbeit beschäftigt, was – je nach Schätzungen – 60 bis 80 Prozent aller Häftlinge entsprach.

    Verantwortlich für den Arbeitseinsatz aller KZ-Häftlinge und für die wirtschaftlichen Verbindungen der Konzentrationslager zur deutschen Wirtschaft war ab März 1942 die Amtsgruppe D des Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes (WVHA). Um die Häftlinge mit dem größten Gewinn einzusetzen, war es wichtig, besondere sprachliche oder berufliche Fähigkeiten der Häftlinge zu kennen. Auch musste in den KZ schnell geklärt werden können, in welchem Kommando oder Außenlager sich ein Häftling befand. Für die “zweckmäßige und befriedigende Lenkung des Einsatzes von Häftlingen an den verschiedenen Arbeitsstellen und in den einzelnen Berufen” waren die Arbeitseinsatz-Abteilungen in den Konzentrationslagern zu einer “genaue[n] und übersichtliche[n] Erfassung aller Häftlinge” (1.1.0.6/2327000/ITS Digital Archive, Arolsen Archives) angehalten.

    Dementsprechend führte die Arbeitseinsatz-Abteilung des Konzentrationslagers Dachau unterschiedliche, selbstständig funktionierende Karteien, in denen die Häftlinge jeweils unter bestimmten Gesichtspunkten registriert wurden. Neben einer Arbeitseinsatz- und einer Berufskartei gab es unter anderem auch eine Nummern- sowie schließlich eine als “Zentralkartei” bezeichnete Namenkartei. Während in der Arbeitseinsatzkartei festgehalten wurde, in welchem Arbeitskommando ein Häftling eingesetzt wurde (vgl. Arbeitseinsatzkarte des KZ Buchenwald), die Berufskartei die Häftlinge nach ihren beruflichen Fähigkeiten einteilte und anhand der Nummernkartei nachvollzogen werden konnte, welchem Häftling eine bestimmte Häftlingsnummer zugewiesen worden war (vgl. Nummernkarte des KZ Buchenwald), wurden in der Namenkartei die wichtigsten persönlichen Informationen zu den Häftlingen sowie unter anderem deren Zugangsdaten und Haftkategorien festgehalten.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    In den Beständen der Arolsen Archives werden Karten dieser Kartei in zwei Teilbeständen verwaltet. Zum einen finden sich circa 600 aus dieser Kartei stammende Originale in den individuellen Unterlagen zu Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau (DE ITS 1.1.6.2). Zum anderen wurden den Arolsen Archives 2018 durch das Archiv der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Scans von rund 84.000 Karten der Kartei zur Verfügung gestellt. Diese finden sich heute im Teilbestand DE ITS 1.1.6.12 Sammlung des Zentralkomitees der befreiten Juden in der US-Zone zum Konzentrationslager Dachau.

    Zwischen April 1940 und April 1945 wurden im Konzentrationslager Dachau insgesamt mehr als 150.000 Häftlinge registriert. Demnach stünde zu vermuten, dass die in den Sammlungen der Arolsen Archives und Yad Vashem Archives verwahrten Karten nicht die vollständige Namenkartei der Abteilung Arbeitsdienst abbilden.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Die Beschreibung dieser Karte wurde vor allem auf Grundlage begründeter Vermutungen erstellt und kann daher nur bedingt Anspruch auf Vollständig- und Richtigkeit erheben. 

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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