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Nummernkarte für weibliche Häftlinge in den Außenlagern des KZ Buchenwald

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HäftlingsnummerVor- und NachnameRussinPolte Magdeburg26.10.1944Tag/Befund, besondere Vorkommnisse Befund/Krankmeldung

Mit dieser Nummernkarte wurden die weiblichen Häftlinge in den Außenlagern des KZ Buchenwald verwaltet. Auf den ersten Blick sehen die Karten sehr einheitlich aus und es gibt nur kleinere Unterschiede zwischen ihnen. So sind zum einen verschiedene Außenlager notiert und zum anderen sind auf einigen Karten Überstellungen in andere Lager angegeben. Es wurde bei den Nummernkarten nicht nach der Haftkategorie oder der Nationalität der Frauen unterschieden, weshalb sich die Karten sehr ähneln.

Mit dieser Nummernkarte wurden die weiblichen Häftlinge in den Außenlagern des KZ Buchenwald verwaltet. Auf den ersten Blick sehen die Karten sehr einheitlich aus und es gibt nur kleinere Unterschiede zwischen ihnen. So sind zum einen verschiedene Außenlager notiert und zum anderen sind auf einigen Karten Überstellungen in andere Lager angegeben. Es wurde bei den Nummernkarten nicht nach der Haftkategorie oder der Nationalität der Frauen unterschieden, weshalb sich die Karten sehr ähneln.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Bis Anfang der 1940er Jahre gab es in den meisten Konzentrationslagern in Deutschland hauptsächlich männliche Häftlinge. Für Frauen hatten die Nationalsozialisten getrennte Konzentrationslager eingerichtet: zunächst das KZ Moringen (1933 bis 1937/1938), dann das zuvor als Männerlager betriebene KZ Lichtenburg (1937/1938 bis 1939) und schließlich das im Mai 1939 errichtete KZ Ravensbrück. In den letzten Kriegsjahren stieg jedoch die Zahl der weiblichen KZ-Häftlinge stark an. Vor allem ab 1944 wurden immer mehr jüdische und nichtjüdische Ungarinnen und Polinnen über Auschwitz nach Deutschland gebracht. Sie sollten in Außenlagern für deutsche Rüstungsbetriebe arbeiten.

    Einige der Außenlager von Ravensbrück, in denen Frauen untergebracht waren, gingen im September 1944 in die Verwaltung des KZ Buchenwald über. Es gab also erst ab Herbst 1944 weibliche Häftlinge im Lagersystem von Buchenwald. Für sie wurden eigene Nummernkarten geführt. Diese hatten dieselbe Funktion wie die Nummernkarten der männlichen Häftlinge, die im Hauptlager Buchenwald erstellt wurden. Auf den Karten wurde zum einen notiert, welche Frau welche Nummer erhalten hatte. Zum anderen wurde festgehalten, wann die Gefangene in welchem Außenlager angekommen war.

    Bisher ist noch nicht endgültig geklärt, ob die Nummernkarten der Frauen im Hauptlager Buchenwald oder direkt in den einzelnen Außenlagern geführt wurden. In der Forschung gibt es beide Thesen. Allerdings sprechen die sehr ähnlichen Handschriften auf den Karten sowie die Tatsache, dass die Außenlager nicht immer über eigene Verwaltungen mit Schreibstuben verfügten, eher für eine gemeinsame Bearbeitung im Hauptlager. Auch wären vermutlich nach dem Krieg nicht unbedingt so viele Karten aus den einzelnen Außenlagern zum ITS gekommen, wenn sie nicht zentral gesammelt worden wären.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Ab Herbst 1944 wurden Nummernkarten für die weiblichen Häftlinge der Außenlager von Buchenwald ausgefüllt. Die Einträge reichen bis ins Jahr 1945, also bis zur Auflösung der Außenlager. So wurde beispielsweise für die tschechische Jüdin Elli Ullmann noch eine Karte angelegt, als sie am 21. März 1945 – nur knapp zweieinhalb Wochen vor der Räumung des Lagers – im Außenlager Raguhn ankam.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    Durch die Übernahme von Außenlagern, die zuvor zum Frauen-KZ Ravensbrück gehört hatten, kamen ab September 1944 erstmals in großem Maße Frauen in den Verwaltungsbereich von Buchenwald. Ihre Zahl nahm schnell zu und im Januar 1945 waren bereits ca. 25.500 weibliche Häftlinge registriert. Dies entsprach etwa 30 Prozent aller Häftlinge in Buchenwalder Außenlagern.

    Insgesamt gab es 27 Buchenwalder Außenlager, in denen weibliche Häftlinge untergebracht waren. Das Leipziger Werk der Rüstungsfirma Hugo-Schneider Aktiengesellschaft (HASAG) war mit über 5000 Häftlingen das größte Frauenaußenlager von Buchenwald. Es folgten die Polte-Werke Magdeburg mit nahezu 3000 jüdischen und nichtjüdischen Frauen. Andere Lager, die auf den Nummernkarten für Frauen genannt werden, gab es unter anderem in Allendorf (Dynamit-Nobel AG), Altenburg (HASAG), Hessisch Lichtenau (Sprengstoffwerke Hirschhagen), Meuselwitz, Schlieben, Taucha und Wolfen (alle HASAG). Die Frauen mussten in den Rüstungsbetrieben gefährliche Arbeiten durchführen, wie das Herstellen von Granaten und Panzerfäusten oder das Füllen von Minen mit Sprengstoff. Dabei kamen sie oft ohne geeignete Schutzkleidung mit giftigen Chemikalien in Kontakt. Da die Arbeit zudem körperlich sehr anstrengend war und die Schichten mit bis zu 12 Stunden sehr lang waren, gab es eine hohe Krankheits- und Sterberate unter den Frauen.

    Genau wie die männlichen Häftlinge von Buchenwald, wurden auch die Frauen der Außenlager auf Nummernkarten erfasst. Die verantwortlichen Häftlingsschreiber griffen dafür auf nicht benötigte Revierkarten zurück, die sie halbierten und beschrieben. Darauf notierten sie die wichtigsten Informationen über die Frauen: Neben den persönlichen Angaben wie Name, Häftlingsnummer und Nationalität wurden auch das Außenlager und das Datum festgehalten, an dem die Frau dort angekommen war. Nummernkarten wurden geführt, um schnell herausfinden zu können, welcher Frau welche Nummer zugeordnet worden war. Dies war wichtig, da bei vielen Verwaltungsabläufen die Frauen nur mit ihrer Nummer aufgeführt wurden.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    Da alle weiblichen Häftlinge der Außenlager von Buchenwald mit einer Nummernkarte registriert wurden, liegen in den Arolsen Archives mehrere Zehntausend dieser Karten vor. Meist handelt es sich dabei um die beschriebenen ehemaligen Revierkarten, die man am gelben Papierton erkennt. Es gibt aber auch Varianten auf rotem oder grünem Papier. Die roten Karten wurden auf die Rückseiten von Empfangsbescheinigungen geschrieben. Bei den grünen Karten handelte es sich um nicht mehr benötigte Effektenkarten.

    Es konnte bisher nicht geklärt werden, ob die unterschiedlich farbigen Karten verschieden benutzt wurden. Auffallend ist jedoch, dass in den Arolsen Archives immer nur eine dieser Karten je Häftling vorliegt und nie mehrere parallel. Daher geht man in der Forschung davon aus, dass es sich bei allen Karten um Nummernkarten handelt.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Auf Dokumenten wie der Häftlings-Personal-Karte von weiblichen Häftlingen in Buchenwalder Außenlagern gibt es oft keine Hinweise darauf, dass sie in einem Außenlager waren. Die Nummernkarten können daher klären helfen, in welchem Außenlager sie untergebracht waren. Dass auf den Häftlings-Personal-Karten der Frauen immer Buchenwald als ausstellendes Lager vermerkt ist, bedeutet nämlich nicht, dass die Häftlinge auch im Hauptlager untergebracht waren. Denn die Frauen, die meist direkt in ein Außenlager transportiert worden waren, galten formal auch als Buchenwalder Häftlinge. Wenn also eine Nummernkarte erhalten geblieben ist, sollte dort geprüft werden, ob und wenn ja welches Außenlager genannt wird.

    Anders als bei den Nummernkarten der männlichen Buchenwald-Häftlinge wird auf den Karten der Frauen nicht vermerkt, in welchem KZ sie vorher inhaftiert waren. Auch die Angabe, wohin ein Häftling überstellt wurde, ist auf den Nummernkarten der Frauen nur in Ausnahmefällen vermerkt. Um den Verfolgungsweg nachzuzeichnen, benötigt man also weitere Dokumente.

    Schließlich ist zu beachten, dass die Nummernkarten beim ITS lange Jahre historisch unkorrekt „Frauenkarten 1“ genannt wurden. Es sind daneben auch die ITS intern als „Frauenkarten 2“ bezeichneten Dokumente überliefert, deren Funktionsweise heute nicht mehr bekannt ist. Beide Begriffe finden sich auch auf den Umschlägen der individuellen Dokumente von weiblichen Häftlingen aus dem KZ Buchenwald. Es handelt sich dabei jedoch nicht um offizielle Bezeichnungen dieser Dokumente, sondern um Begriffe, die nur im ITS benutzt wurden.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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