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Hollerith erfasstKL mit LückeKLHäftlingsnummerWinkelEinheit oben links (Name, Wohnort ,...)Einheit unten linksEntlassungÜberstelltPersonen-BeschreibungStrafen im LagerKL-Musternummer Rückseite obenEingesetzt als

Dies ist eine Häftlings-Personal-Karte, wie sie in allen Hauptlagern für KZ-Häftlinge angelegt wurde. Auf den ersten Blick wirken diese Karten sehr vielfältig: Es gibt sie in verschiedenen Papierfarben, die Häftlingsschreiber*innen haben sie mit Hand oder mit der Schreibmaschine ausgefüllt und auf manchen wurde eine Fotografie des Häftlings aufgeklebt. Teils sind die Karten vollständig ausgefüllt, teils fehlt die Personenbeschreibung in der rechten Spalte. Dennoch handelt es sich bei allen Karten um das gleiche Dokument für alle Altersgruppen, Nationalitäten und Haftkategorien.

Dies ist eine Häftlings-Personal-Karte, wie sie in allen Hauptlagern für KZ-Häftlinge angelegt wurde. Auf den ersten Blick wirken diese Karten sehr vielfältig: Es gibt sie in verschiedenen Papierfarben, die Häftlingsschreiber*innen haben sie mit Hand oder mit der Schreibmaschine ausgefüllt und auf manchen wurde eine Fotografie des Häftlings aufgeklebt. Teils sind die Karten vollständig ausgefüllt, teils fehlt die Personenbeschreibung in der rechten Spalte. Dennoch handelt es sich bei allen Karten um das gleiche Dokument für alle Altersgruppen, Nationalitäten und Haftkategorien.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Für jeden neuangekommenen Gefangenen wurde bei der Registrierung im Konzentrationslager eine eigene Häftlings-Personal-Karte ausgestellt, auf der alle wichtigen Informationen zu ihr oder ihm vermerkt wurden. Die Karte basierte auf Angaben aus den Akten, die der Politischen Abteilung vorlagen, also zum Beispiel dem Schutzhaftbefehl, dem Lebenslauf oder dem Häftlingspersonalbogen. Die Verhöre nutzte die Politische Abteilung, die Gestapo im Lager, oft für Schikanen und Gewalt gegenüber den neuen Häftlingen. Als die Zahl der Neuankömmlinge immer weiter stieg, übernahmen zunehmend Funktionshäftlinge im Aufnahmebüro der Politischen Abteilung die Registrierung. Die Häftlings-Personal-Karten wurden nach dem Ausfüllen in der Registratur der Politischen Abteilung aufbewahrt und dort auch aktualisiert, wenn ein Häftling in ein anderes Lager verlegt wurde oder starb. Die Häftlings-Personal-Karten und die Personalakten waren so wichtige Dokumente, dass nur wenige Häftlingsschreiber*innen darauf Zugriff hatten. In Auschwitz waren die Räumlichkeiten, in denen die Karten aufbewahrt wurden, daher extra gesichert.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Bereits in den frühen Konzentrationslagern wurden ab 1933 Vorläufer der Häftlings-Personal-Karte für Schutzhäftlinge ausgefüllt. Zwar veränderte sich ihre Gestaltung mit den Jahren, aber sie wurden bis 1945 in allen Konzentrationslagern geführt. Ab ca. 1942/1943 gab es dann die einheitlich vorgeschriebene Häftlings-Personal-Karte. Deren Farbe variierte von gelb über grün bis hin zu blau, was vor allem mit dem zunehmenden Papiermangel zusammenhing. Die neuen, einheitlichen Häftlings-Personal-Karten wurden als Vordrucke in der Lagerdruckerei Auschwitz hergestellt und an die verschiedenen Konzentrationslager verteilt. Dafür wurde am linken unteren Rand eine Dokumentennummer angegeben: Dem Kürzel KL/ folgte eine Zahl sowie die Angabe von Monat und Jahr der Herstellung. Die Vordrucke wurden regelmäßig aktualisiert und erhielten dann eine neue Bestellnummer. Die Auflage betrug bis zu 500.000 Exemplare.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    Die Politische Abteilung eines Lagers war für die erkennungsdienstliche Erfassung der Häftlinge verantwortlich. War zum Beispiel ein Häftling aus dem KZ geflohen, griff die SS bei der Suche auf die Häftlings-Personal-Karte zurück. Darauf war alles vermerkt, was für das Ergreifen der Person wichtig war. Dies erklärt auch die Spalte zur Personenbeschreibung, in der eine Art Steckbrief zusammengestellt wurde. Auf einigen Häftlings-Personal-Karten finden sich deshalb auch Portraitfotos der Häftlinge.

    Im Gegensatz zu den zweiseitigen, ausführlichen Häftlingspersonalbögen wurden auf den Häftlings-Personal-Karten nur die allerwichtigsten Informationen zu der oder dem Gefangenen aufgenommen. Da auch Verlegungen und Überstellungen in andere Lager vermerkt wurden, konnte schnell festgestellt werden, wo sich ein Häftling befand.

    Auf der Rückseite der Häftlings-Personal-Karte waren Felder vorgesehen, die für den Arbeitseinsatz der Häftlinge entscheidend waren. Daher wurde nach Ausbildungsweg, erlerntem Beruf und Arbeitserfahrung gefragt. Arbeitseinsätze und ihre Dauer sollten ebenfalls notiert werden. Da es in den KZ aber eine eigene Abteilung gab, die die Arbeitseinsätze plante, sind diese Felder auf fast allen Häftlings-Personal-Karten leer.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    Bei allen Einlieferungen von Häftlingen in Konzentrationslager wurden Häftlings-Personal-Karten ausgestellt. Aus den einzelnen KZ sind sie in den Arolsen Archives allerdings sehr unterschiedlich oft überliefert. Eine Auflistung aus dem Jahr 1951 nennt – als groben Rahmen – 200.000 Häftlings-Personal-Karten aus dem KZ Buchenwald und über 8500 mikroverfilmte Karten aus dem KZ Mauthausen. Aus dem KZ Dachau gibt es hingegen kaum Häftlings-Personal-Karten, da diese vermutlich kurz vor Kriegsende zerstört worden sind. Obwohl also nicht alle Karten überliefert sind, kommen gerade die aus den späteren Jahren, etwa aus dem KZ Buchenwald, in den Arolsen Archives sehr oft vor. Für Menschen, welche die SS direkt nach der Ankunft in den Vernichtungslagern ermordete, wurden allerdings keine Karten ausgefüllt. Dass eine Person in ein Vernichtungslager gebracht wurde, kann man deshalb meist nur aus Deportationslisten rückschließen.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Viele der in den Arolsen Archives erhaltenen Häftlings-Personal-Karten sind nicht vollständig ausgefüllt. Neben der Rückseite sind gerade die Felder für die Personenbeschreibungen häufig leer. Wenn Angaben zum Aussehen gemacht wurden, können diese abwertend sein. Auf den Häftlings-Personal-Karten der ungarischen Juden Andor Szabadi und Istvan Szabados, die bei ihrer Ankunft in Buchenwald angelegt wurden, wurde etwa in beiden Fällen „Adlernase“ notiert. Das Feld „Charakterliche Eigenschaften“ nutzte die Politische Abteilung teilweise auch dazu, Häftlingen bestimmte Eigenschaften wie Faulheit zuzuschreiben. So können in diesen Feldern stereotype NS-Vorstellungen, zum Beispiel gegenüber anderen Nationalitäten oder Häftlingsgruppen zum Ausdruck kommen.

    Wenn ein Häftling in ein anderes Lager überstellt wurde, können mehrere Häftlings-Personal-Karten zu ihm oder ihr in den Beständen der Arolsen Archives vorliegen. Eine Besonderheit stellen hierbei die Häftlings-Personal-Karten der weiblichen Häftlinge in den Außenlagern des KZ Ravensbrück dar. Im September 1944 gingen einige Außenlager aus der Ravensbrücker Verwaltung in die von Buchenwald über. Obwohl die Frauen also im selben Lager blieben, gibt es für sie zwei Häftlings-Personal-Karten: eine aus Ravensbrück und eine aus Buchenwald.

    Der Begriff der Häftlingspersonalkarte wurde – ähnlich wie die Bezeichnung Nummernkartei – im ITS häufig benutzt, auch wenn es sich tatsächlich um unterschiedliche Karteikarten handelt. So werden auch die folgenden Karten verallgemeinernd als Häftlingspersonalkarten bezeichnet: die Karten für die Rapportführer*innen mit einem speziellen Feld für Strafen auf der Rückseite, die Zugangskarteikarten der Schreibstube sowie eine Karte aus dem Bestand des KZ Sachsenhausen, deren Verwendungszweck unklar ist. Nur wenige Karten, die beim ITS in den letzten 70 Jahren als Häftlingspersonalkarten bezeichnet wurden, sind also Teile der Karteien der Politischen Abteilungen in den KZ gewesen.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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