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Schreibstubenkarte aus dem KZ Dachau

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Sch als Haftart Name und Beruf Landarbeiter Geburtsdatum Geburtsort Heimatort Einlieferungsdatum 1. August 1944 Linkes unteres Feld 17 Augsburg Häftlingsnummer l.-r los Russ

Diese Karte stammt aus der Schreibstubenkartei des KZ Dachau. Dort stempelten Häftlingsschreiber ein Raster auf Karten und füllten die Felder nach einem vorgegebenen Muster mit den persönlichen Angaben der Häftlinge. Es gibt die Dachauer Schreibstubenkarten in verschiedenen Farben, weil immer das Papier benutzt wurde, das gerade zur Verfügung stand. Die Karten können zudem handschriftlich oder mit einer Schreibmaschine ausgefüllt sein. Sie unterscheiden sich vor allem bei den Angaben im linken unteren Feld, die entweder sehr knapp – lediglich Datum und Lager in das der Häftling überstellt wurde – oder sehr ausführlich sein können. So finden sich beispielsweise auch Angaben zu Fluchtversuchen in diesem Bereich der Karte.

Diese Karte stammt aus der Schreibstubenkartei des KZ Dachau. Dort stempelten Häftlingsschreiber ein Raster auf Karten und füllten die Felder nach einem vorgegebenen Muster mit den persönlichen Angaben der Häftlinge. Es gibt die Dachauer Schreibstubenkarten in verschiedenen Farben, weil immer das Papier benutzt wurde, das gerade zur Verfügung stand. Die Karten können zudem handschriftlich oder mit einer Schreibmaschine ausgefüllt sein. Sie unterscheiden sich vor allem bei den Angaben im linken unteren Feld, die entweder sehr knapp – lediglich Datum und Lager in das der Häftling überstellt wurde – oder sehr ausführlich sein können. So finden sich beispielsweise auch Angaben zu Fluchtversuchen in diesem Bereich der Karte.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Bei ihrer Ankunft im Konzentrationslager Dachau durchliefen die Neuankömmlinge verschiedene Stellen, bei denen sie registriert wurden. Neben der Politischen Abteilung, dem Arbeitseinsatz-Büro und dem Krankenrevier wurden die wichtigsten Angaben zu den Häftlingen auch in der Schreibstube für die dort verwaltete Kartei aufgenommen. Häftlingsschreiber führten diese für alle Gefangenen als Grundlage für Meldungen und zur Übersicht.

    Da es für die Schreibstubenkarte kein Formular gab, schrieben Funktionshäftlinge im KZ Dachau alle Informationen nach einem gestempelten Muster auf verschiedenfarbige Karten – je nachdem welches Papier gerade zur Verfügung stand. Änderte sich etwas am Status eines Häftlings, zum Beispiel durch eine Verlegung in ein anderes Lager oder die Zuordnung zu einem anderen Block, vermerkten die Häftlingsschreiber dies auf der jeweiligen Schreibstubenkarte.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Nach der Gründung des KZ Dachau wurden zunächst Registrierbücher benutzt, um die persönlichen Angaben der Häftlinge festzuhalten. Schon bald wurden auch Schreibstubenkarten eingeführt, deren Größe an Zigarettenschachteln ausgerichtet war, deren Rückseiten zunächst beschrieben wurden. Wann der Wechsel von Registrierbüchern zu Schreibstubenkarten genau stattfand, ist heute nicht mehr bekannt. Aber eine der frühsten erhaltenen Schreibstubenkarten stammt von Fritz Abendroth, der von November 1933 bis März 1935 im KZ Dachau inhaftiert gewesen war. Vermutlich wurden die Schreibstubenkarten um 1935 eingeführt. Ab 1938 wurden die Angaben erweitert um den Beruf, das Überstellungsdatum sowie den Heimatort. Dieses Format wurde von da ab bis 1945 im KZ Dachau beibehalten. Sogar für Häftlinge, die noch kurz vor Kriegsende mit einem Evakuierungstransport im KZ Dachau ankamen, wurde bis auf einzelne Ausnahmen eine Schreibstubenkarte ausgefüllt.

    Bis ca. 1940/1941 füllten die Häftlingsschreiber die Karten fast immer mit der Hand aus. Später wurden die Angaben – bis auf den Namen des Häftlings – zumeist mit einer Schreibmaschine und mit Stempeln eingetragen. Man kann dadurch die Schreibstubenkarten zeitlich gut einordnen.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    Auf Grundlage der Karten fertigte die Schreibstube tägliche Meldungen über die Gesamtzahl der Häftlinge (Stärkemeldung), die Zahl der Neuankömmlinge im Lager und die Zahl der Überstellungen in andere Lager an (Veränderungsmeldung). Dafür mussten die Schreibstubenkarten immer auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. Daher wurde auf ihnen vermerkt, wann ein Häftling in welches KZ oder Außenlager verlegt worden beziehungsweise in welchem Block er im Hauptlager untergebracht war. Ein handschriftliches oder gestempeltes Kreuz wurde auf den Schreibstubenkarten aufgebracht, wenn ein Häftling gestorben war.

    Nach der Befreiung des Lagers durch die US-amerikanische Armee wurden die Karten in Dachau noch einmal verwendet. Die Häftlinge retteten die Schreibstubenkartei vor der Zerstörung und aktualisierten sie für das International Information Office (IIO) Dachau. Sie vermerkten auf den Karten von ca. 10.000 Häftlingen, ob sie in einem der 140 Außenlager Dachaus (Delivered in out-detail by U.S. Army) oder im Hauptlager (Delivered in the camp by U.S. Army) überlebt hatten. Dies musste allerdings nicht bedeuten, dass sie oder er sich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich im Haupt- oder einem der Außenlager befand. Es wurden nämlich auch die Karten jener Häftlinge gestempelt, die auf einem Todesmarsch oder außerhalb des Lagers befreit worden waren. Befindet sich auf einer Karte einer der beiden Stempel, bedeutet dies also, dass der Häftling am 29. April 1945, dem Tag der Befreiung, am Leben war beziehungsweise dass das IIO keine Informationen hatte, dass er nicht mehr lebte. Erfuhr das IIO vom Tod eines Häftlings, wurde dies in einigen Fällen noch nachträglich auf der Schreibstubenkarte notiert. Diese Stempel gibt es nur auf den Dachauer Schreibstubenkarten; auf den Schreibstubenkarten aus anderen Lagern wurden diese Angaben nicht gemacht.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    Im Bestand der Arolsen Archives haben sich ca. 186.000 Schreibstubenkarten aus Dachau erhalten. Somit sind Karten für einen Großteil der insgesamt 200.000 Häftlinge überliefert, die in Dachau oder einem der Außenlager inhaftiert waren.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Schaut man sich die Schreibstubenkarten an, kann leicht das Bild einer geordneten Registrierung in den KZ entstehen. Gerade aber bei der Ankunft von großen Massentransporten wurden die Menschen hastig und unter Schlägen und Beschimpfungen aufgenommen. Generell nutzten die SS und die Gestapo das Ankunftsprozeder, um die eigene Stärke zu beweisen. Daher erinnern sich viele Häftlinge an Beleidigungen, Gewalt und Schikanen bei der Aufnahme.

    Da der Name des KZ auf den Schreibstubenkarten nicht vorgedruckt war, kann man nicht direkt erkennen, in welchem Lager sie ausgestellt wurden. In diesen Fällen kann die Bestandsnummer weiterhelfen, die ITS-Mitarbeiter*innen dem Dokument zugeordnet haben. Die Dachauer Schreibstubenkarten sind in den Arolsen Archives nicht bei den Individualunterlagen zu finden, die nach einzelnen Personen sortiert sind, sondern sie werden stattdessen in einem gesonderten Bestand verwahrt, der die Signatur 1.1.6.7 trägt.

    Bei der Schreibstubenkartei aus dem KZ Dachau kann es auch zu einer Verwechslung kommen. In den Bestand wurden Karten für deutsche und österreichische Juden einsortiert, die nach der Reichspogromnacht im November 1938 in das KZ Dachau gebracht worden waren. Es handelt sich dabei nicht um Originalschreibstubenkarten. Vermutlich wurden sie aber schon unmittelbar nach der Befreiung vom International Information Office, einer Häftlingsvereinigung im befreiten KZ Dachau, erstellt und in die Kartei eigeordnet. Diese Karten unterscheiden sich deutlich von den Originalschreibstubenkarten.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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