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Geldverwaltungskarte

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Heimatort und FahrtkostenKZ mit LückeHäftlingsnummerDatumÜbertragReichspfennig und ReichsmarkKL Musternummer

Die Geldverwaltungskarten, so der offizielle Begriff für dieses Dokument, wurden als Kontokarten in den Hauptlagern geführt. Je nachdem ob ein Häftling Geldsendungen erhielt oder nicht, können die Karten unterschiedlich voll beschrieben sein. Prinzipiell ähneln sich die Karten aus verschiedenen Lagern und Zeiten aber sehr. Man erkennt die Geldverwaltungskarten leicht an der Tabellenstruktur.

Die Geldverwaltungskarten, so der offizielle Begriff für dieses Dokument, wurden als Kontokarten in den Hauptlagern geführt. Je nachdem ob ein Häftling Geldsendungen erhielt oder nicht, können die Karten unterschiedlich voll beschrieben sein. Prinzipiell ähneln sich die Karten aus verschiedenen Lagern und Zeiten aber sehr. Man erkennt die Geldverwaltungskarten leicht an der Tabellenstruktur.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Die Effektenkammer war neben der Verwaltung von Kleidungsstücken auch für die Verwahrung von Geld verantwortlich. Es gab drei Möglichkeiten, wie Häftlinge in den KZ offiziell über Geld verfügen konnten: Entweder hatten sie es bei der Ankunft im Lager abgegeben oder sie erhielten Geldsendungen per Postanweisung von ihren Familien. Ab Mai 1943 wurden zudem auch Prämienzahlungen als Arbeitsanreize an ausgewählte Häftlinge ausgegeben.

    In der Häftlingsgeldverwaltung, einer Untereinheit der Effektenkammer, verwalteten SS-Männer und SS-Aufseherinnen die Ein- und Auszahlungen. Laut einer Vorschrift aus dem Jahr 1940 durften in diesem Lagerbereich eigentlich keine Funktionshäftlinge arbeiten. Allerdings ist für das KZ Dachau bekannt, dass dort eine kleine Gruppe von Funktionshäftlingen die Geldverwaltungskarten führte.

    Die Häftlinge mussten Ein- und Auszahlungen auf den Geldverwaltungskarten mit ihrer Unterschrift bestätigen. Wenn nach der Verlegung eines Häftlings Geld aus dem vorherigen Lager eintraf, wurde dies ebenfalls vermerkt. Die Kartei wurde alphabethisch sortiert in der Häftlingsgeldverwaltung geführt. Im Gegensatz zu anderen Dokumenten, wie zum Beispiel der Häftlings-Personal-Karte, variiert die Papierfarbe der Geldverwaltungskarten – mit Ausnahme einer orangenen Variante – kaum.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Geldverwaltungskarten wurden schon sehr früh in den Konzentrationslagern benutzt. Aus Buchenwald sind zum Beispiel Karten aus dem Jahr 1937 erhalten, auf denen das Lager noch als „Konzentrationslager Ettersberg“ bezeichnet wurde. Geldverwaltungskarten wurden aber auch schon zuvor im KZ Esterwegen benutzt, das bereits 1936 geschlossen worden war. Wie bei den Effektenkarten griff die SS-Verwaltung mit den Geldverwaltungskarten auf ein System zurück, das es in deutschen Gefängnissen schon vor 1933 gab.

    Bereits die frühen Karten ähnelten den späteren einheitlichen Mustervordrucken, die in der Lagerdruckerei Auschwitz hergestellt und an die verschiedenen Konzentrationslager verteilt wurden. Diese ab ca. 1942 hergestellten Karten erkennt man am linken unteren Rand an der Dokumentennummer: Auf das Kürzel KL/ folgt eine Zahl sowie die Angabe von Monat und Jahr der Drucklegung. Die Vordrucke wurden regelmäßig aktualisiert und erhielten dann eine neue Bestellnummer. Die Auflage betrug bei den Geldverwaltungskarten bis zu 300.000 Exemplare.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    In einer Anordnung der Inspektion der Konzentrationslager vom Juni 1940 wurde der genaue Gebrauch der Geldverwaltungskarte vorgegeben: „Jede Einzahlung ist auf dieser Karteikarte zu vermerken und die Richtigkeit vom Kontoinhaber zu bestätigen. Bei Auszahlungen hat ebenfalls der rechtmäßige Empfänger den empfangenen Betrag auf dieser Karteikarte zu bescheinigen. […] Falls ein Empfänger des Schreibens unkundig ist, so quittiert derselbe mit drei Kreuzen und diese sog. Unterschriftsleistung ist sodann von 2 Unparteiischen zu beglaubigen.“

    Wieviel Geld ein Häftling im Lager erhalten durfte, hing von seiner Nationalität ab: Deutschen Häftlingen durfte unbegrenzt überwiesen werden, nichtdeutsche Häftlinge durften zwei Mal im Monat 15,- RM empfangen. Alle zwei bis vier Wochen konnte das Geld an fest bestimmten Tagen abgehoben werden. Dafür musste im Vorfeld jeder Block eine Geldanforderung abgeben, damit die Häftlingsgeldverwaltung die benötigten Gelder bei der örtlichen Bank oder Sparkasse bestellen konnte. Auch hier gab es unterschiedliche Regelungen, wer wieviel abheben durfte. Teilweise wurde der Betrag in sogenanntem Lagergeld ausgegeben, einer Währung, die nur im Lager von Nutzen war und eine Flucht erschweren sollte. Als Strafmaßnahme konnten Häftlinge auch gesperrt werden.

    In den Lagern konnte das Geld in der Kantine ausgegeben werden, wo unter anderem Tabak und Nahrungsmittel verkauft wurden, oder man konnte es auf dem Schwarzmarkt gegen Lebensmittel eintauschen. Da die Häftlinge lange keine Pakete mit Lebensmitteln empfangen durften, war dies die einzige Möglichkeit, etwas gegen den Hunger zu unternehmen. Geld war im Lager auch ein Mittel der Bestechung, um sich zum Beispiel von Blockältesten oder Kapos eine bessere Behandlung zu erkaufen. Gerade politische Häftlinge berichten aber auch davon, dass es teilweise Geldsammlungen und Spenden für Häftlinge gab, die keine Überweisungen erhielten.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    Ludwig Göhring, der als Funktionshäftling in der Geldverwaltung des KZ Dachau eingesetzt war, erinnert sich, dass für „jeden neu angekommenen Häftling [eine Geldverwaltungskarte angelegt] wurde, gleichgültig ob er Geld bei sich hatte oder nicht“ (Ludwig Göhring: Dachau, Flossenbürg, Neuengamme. Eine antifaschistische Biographie, Köln 1999, S. 208). Es sind aber nicht für alle Häftlinge Geldverwaltungskarten überliefert. Tatsächlich gibt es sie im Vergleich zu anderen Lagerkarten eher selten in den Arolsen Archives. Eine Auflistung aus dem Jahr 1951 nennt – als grober Rahmen – 2100 Geldverwaltungskarten, die zu diesem Zeitpunkt im ITS aus dem KZ Dachau verwahrt wurden. Ein Grund, warum wenige dieser Karten überliefert sind, ist auch, dass nicht mehr benötigte Geldverwaltungskarten oft weiterverwendet wurden, um Papier zu sparen. Im KZ Buchenwald wurde zum Beispiel die Nummernkartei der weiblichen Häftlingen in den Außenlagern auf nicht mehr benötigten Geldverwaltungskarten geführt. Häftlingsschreiber*innen zerschnitten also schon in den Lagern selbst Karten, um sie auf der Rückseite neu zu beschriften.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Auf den Geldverwaltungskarten wurde – bis auf Ausnahmen – nicht vermerkt, wer den Betrag überwiesen hatte. Auffällig ist auch, dass nur auf den wenigsten Karten zusätzliche Informationen zum Verfolgungsweg der Person notiert wurden. In einzelnen Fällen ist allerdings das Lager angegeben, aus dem Geldsendungen eingegangen sind. Dies bedeutet dann, dass ein Häftling von dort überstellt worden war.

    Die Geldverwaltungskarten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Mehrheit der Gefangenen im Lager kein Geld besaß. Der Historiker und Überlebende Eugen Kogon geht im Rückblick davon aus, dass in Buchenwald etwa nur ein Drittel der Gefangenen Geldsendungen erhielt. Und selbst wenn Häftlinge über Geld verfügten, konnten sie in den Lagern nicht immer Lebensmittel dafür kaufen. Die Lagerkantinen, in denen sie ihr Geld hätten ausgeben können, boten manchmal nichts oder nur wenig an, die teilweise schlechten oder abgelaufenen Nahrungsmittel wurden zu hohen Preisen verkauft und es gab nur selten sättigende Grundnahrungsmittel. Eugen Kogon berichtete weiter, dass das Angebot der Kantinen vor allem mit Beginn des Krieges immer schlechter wurde. Darüber hinaus waren die Besuche in den Kantinen auch begrenzt. Im KZ Dachau durfte zum Beispiel nur einmal in der Woche eingekauft werden.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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