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Konzentrationslager mit LückeHäftlingsnummerNorArt der HaftName der EhefrauVerhaftet bis politische Vorstrafen4643UnterschriftKL Musternummer Rückseite

Bei diesem Dokument handelt es sich um den Häftlingspersonalbogen, den Häftlingsschreiber*innen für Neuankömmlinge im KZ erstellten. Er ist fast immer mit Bleistift ausgefüllt und es gibt nur wenige Ausnahmen, die mit einer Schreibmaschine beschrieben wurden. Die Bögen sind für alle Altersgruppen, Nationalitäten und Haftkategorien gleich und es gibt sie sowohl für männliche als auch für weibliche KZ-Häftlinge.

Bei diesem Dokument handelt es sich um den Häftlingspersonalbogen, den Häftlingsschreiber*innen für Neuankömmlinge im KZ erstellten. Er ist fast immer mit Bleistift ausgefüllt und es gibt nur wenige Ausnahmen, die mit einer Schreibmaschine beschrieben wurden. Die Bögen sind für alle Altersgruppen, Nationalitäten und Haftkategorien gleich und es gibt sie sowohl für männliche als auch für weibliche KZ-Häftlinge.

Hintergrundinformationen zu KZ-Dokumenten

Weitere Beispiele

Fragen und Antworten

  • Wo wurde das Dokument eingesetzt und wer hat es erstellt?

    Der Häftlingspersonalbogen war eines der zentralen Dokumente, mit denen die Gefangenen in den KZ verwaltet wurden. Bei der Ankunft in einem Konzentrationslager wurden darauf alle relevanten Informationen über die Häftlinge erfasst: persönliche Daten, vorherige Haftzeiten und -gründe sowie Strafen oder Überstellungen in andere Lager. Die Registrierung geschah in der Politischen Abteilung in den ersten Jahren durch die Gestapo, die die Verhöre oft für Schikanen und Gewalt gegenüber den Häftlingen nutzte. Bald übernahmen Funktionshäftlinge im Aufnahmekommando die Befragungen.

    Die ausgefüllten DIN A4 großen Häftlingspersonalbögen wurden in den Häftlingsakten abgelegt. Im KZ Buchenwald, so berichtet der dortige Häftlingsschreiber Eugen Kogon nach dem Krieg, waren diese Akten alphabetisch sortiert in Eisenschränken in der Politischen Abteilung gelagert. Im Gegensatz zu den Häftlings-Personal-Karten wurden die Bögen für gewöhnlich nicht mehr aktualisiert, wenn Gefangene zum Beispiel in Außenlager verlegt wurden oder starben.

  • Wann wurde das Dokument verwendet?

    Verschiedene Häftlingspersonalbögen wurden bereits während der ersten Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft in den „frühen“ Konzentrationslagern ausgefüllt. Dies war ein Vorgehen, das auch in regulären Gefängnissen üblich war. Mit der Zeit wurde der Häftlingspersonalbogen vereinheitlicht und ab ca. 1942/1943 wurden identische Bögen in den einzelnen KZ benutzt. Der Häftlingspersonalbogen wurde bis 1945 in den Hauptlagern ausgestellt. Ging ein Transport aus einem KZ direkt in ein Außenlager eines anderen KZ, wurden die Formulare zunächst dorthin geschickt. Nach dem Ausfüllen wurden sie dann in der Politischen Abteilung des zuständigen Hauptlagers abgelegt.

    Anders als zum Beispiel bei den Häftlings-Personal-Karten variieren die Papierfarben der Häftlingspersonalbögen kaum, trotz des langen Zeitraums, in dem sie genutzt wurden. Die standardisierten Bögen wurden als Vordrucke in der Lagerdruckerei Auschwitz hergestellt und an die verschiedenen KZ verteilt. Dafür wurde am linken unteren Rand die Dokumentennummer angegeben: Dem Kürzel KL/ folgten eine Zahl, die das Vordruckmuster angab, sowie Monat und Jahr der Herstellung. Die Vordrucke wurden regelmäßig aktualisiert und erhielten dann eine neue Bestellnummer. Die Auflage betrug bis zu 500.000 Exemplare.

  • Wofür wurde das Dokument genutzt?

    Der Häftlingspersonalbogen war das erste Dokument, das Gestapo-Männer oder Funktionshäftlinge in der Politischen Abteilung der KZ für Neuankömmlinge ausfüllten: „Der ‚Neue‘ mußte mit seiner Unterschrift bestätigen, daß seine Angaben der Wahrheit entsprachen, falsche Angaben wurden mit strengsten Strafen bedroht. Vom Personalbogen wurden die Angaben auf eine Karteikarte übertragen […]. Dem Personalbogen wurden nachher die Unterlagen (Schutzhaftbefehl, Niederschrift der Vernehmung bei der Gestapo, Dokumente und dergleichen) hinzugefügt; zusammen bildeten sie die sogenannten Häftlingsakten.“ (Eugen Kogon: Der SS-Staat, München 1985, S. 96) Zweck des Häftlingspersonalbogens war es demnach auch, dass die Politische Abteilung möglichst viel über die Vergangenheit des Neuankömmlings erfuhr.

    Die Informationen, die auf dem Häftlingspersonalbogen gesammelt wurden, stammten zum einen von den Häftlingen selbst, zum anderen wurden sie der Haftakte entnommen. Den persönlichen Angaben im oberen Bereich des Bogens lagen die Antworten der Häftlinge während der Befragung zu Grunde. Die Neuankömmlinge mussten gegenüber Funktionshäftlingen des Aufnahmekommandos Auskunft geben über sich und ihre Familien. Die Fragen im unteren Bereich des Häftlingspersonalbogens konnten sie meist nicht selbst beantworten, denn oft wussten sie nicht, warum sie genau von welcher Stelle ins KZ eingewiesen worden waren. Diese Informationen entnahmen die Funktionshäftlinge stattdessen den Haftakten, die von der einliefernden Stelle an das KZ mitgeschickt worden waren.

    Der Häftlingspersonalbogen war die Grundlage weiterer Erfassungen, daher wurde er zunächst mit Bleistift ausgefüllt. So konnte man Angaben wie Namensschreibungen noch korrigieren, bevor sie auf die Häftlings-Personal-Karten mit der Schreibmaschine getippt wurden.

  • Wie häufig ist das Dokument?

    Der Häftlingspersonalbogen war bis 1945 ein sehr häufig in Konzentrationslagern ausgefülltes Dokument. In den Arolsen Archives sind die Bögen jedoch unterschiedlich oft erhalten geblieben. Aus dem KZ Dachau sind zum Beispiel besonders viele Häftlingspersonalbögen überliefert, während es von dort im Gegenzug kaum Häftlings-Personal-Karten gibt. Für andere Lager wie Flossenbürg sind hingegen ausschließlich die Karten und nicht die Bögen archiviert.

  • Was ist bei diesem Dokument zu bedenken?

    Die Häftlingspersonalbögen wurden zum größten Teil mit Bleistift beschrieben. Daher sind sie heute oft schwer lesbar. Nur in wenigen Fällen wurde eine Schreibmaschine benutzt. Auch muss man damit rechnen, dass die meisten Bögen nicht vollständig ausgefüllt und vor allem die Rückseiten fast immer leer sind. In diesen Fällen können nur andere Dokumente Aufschluss über den Verfolgungsweg eines Häftlings geben.

    Die Personenbeschreibung in der Mitte des Häftlingspersonalbogens – also beispielsweise die Angaben zu Gesichtsform, zum Zustand des Gebisses oder zu Sprachfähigkeiten – kann zudem abwertend formuliert sein. In diesen Feldern können stereotype NS-Vorstellungen, zum Beispiel gegenüber anderen Nationalitäten oder Haftkategorien, zum Ausdruck kommen.

    Eine weitere Schwierigkeit stellt die Bezeichnung an sich dar. Die Begriffe Personalbogen beziehungsweise Häftlingspersonalbogen wurden im ITS häufig benutzt, auch wenn unterschiedliche Dokumente damit gemeint waren. So gibt es in den Arolsen Archives verschiedene Personalbögen, die zwar als solche bezeichnet, in den Lagern aber anders benutzt wurden als der hier beschriebene Häftlingspersonalbogen. Aus dem KZ Buchenwald sind beispielsweise Bögen überliefert, die gezielt nach Mitgliedschaften in Vereinigungen wie der Internationalen Arbeiterhilfe fragen, ebenso gibt es ein querformatiges DIN A5 Formular.  Beide werden auf den ITS-Umschlägen für individuelle Dokumente als Häftlingspersonalbögen bezeichnet, auch wenn sie in den KZ anders eingesetzt wurden beziehungsweise auch wenn ihre eigentliche Funktion im Lager bisher noch unbekannt ist. Des Weiteren gab es noch einen Personalbogen aus dem KZ Dachau, dessen Einsatzbereich ebenfalls noch nicht geklärt ist. Ein weiterer „Fragebogen für Häftlinge“  wurde mindestens in den KZ Sachsenburg, Natzweiler und Dachau von den dortigen SS-Standortärzten geführt. Es handelte sich dabei um ein Formular, in das die Krankengeschichte der Häftling eingetragen wurde. Da das Vorblatt mit dem Hinweis „Häftlings-Untersuchungsbogen“ oft nicht überliefert ist, wurden auch diese Dokumente fälschlicherweise beim ITS als Häftlingspersonalbögen bezeichnet.

    Falls Sie weitere Hinweise zu diesem oder einem anderen im e-Guide vorgestellten Dokument haben, freuen wir uns daher sehr über Rückmeldungen an eguide@arolsen-archives.org. Die Dokumentenbeschreibungen werden regelmäßig erweitert – und das gelingt am besten durch das gemeinsame Zusammentragen von Wissen.

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